„Altpapier ist nicht gleich Altpapier“
Seit 75 Jahren setzen wir auf Altpapier und damit auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Und wie genau funktioniert die Verarbeitung dieses Rohstoffs? Zum Jubiläums berichten wir aus verschiedenen Bereichen der PKV.
Der Altpapier-Einkauf ist dafür zuständig, dass immer genug Altpapier für die Produktion eingekauft wird. Das klingt einfach, ist in der Praxis aber eine echte Herausforderung, denn es bedeutet, dass täglich rund 3.500 Tonnen des Rohstoffs in 13 verschiedenen Qualitäten pünktlich bei der PKV eintreffen müssen.
„Und Altpapier ist nicht gleich Altpapier“, betont Florian Schweizer, Leiter der Abteilung. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir jede Sorte zum richtigen Preis, in bestmöglicher Qualität und in ausreichender Menge bekommen, am besten über nachhaltige Logistikwege und von regionalen Anbietern. Außerdem ändern sich die Bedingungen ständig – mal gibt es neue Kundenaufträge, mal ändern sich die Produktionsabläufe oder die Logistikplanung.“

Langfristig planen, kurzfristig anpassen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einkauf müssen vieles gleichzeitig im Blick behalten, oft sind clevere Strategien und schnelle Entscheidungen gefragt. Welche Sorten und welche Mengen bestellen Kunden? Gibt es geplante oder ungeplante Maschinenstillstände in der Produktion? Wie sind die Lagerkapazitäten auf dem Altpapierplatz und in den Außenlagern? Ein spezieller Stoffstrommanager prüft und koordiniert täglich all diese Komponenten und steht in engem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus Vertrieb, Produktion, Altpapierplatz und Logistik.
Nicht jede Altpapiersorte ist das ganze Jahr über in gleicher Menge verfügbar. Die beiden Einkäufer für Sonder- und Massensorten sind aber bestens vernetzt und haben engen Kontakt zu 120 Altpapier-Lieferanten. Dank ihres Verhandlungsgeschicks können sie bei Bedarf kurzfristig Verträge abschließen oder Liefermengen anpassen.
Sorgfalt in der Lieferkette
Seit 2023 gilt das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, und das bringt auch für das Einkaufsteam der PKV neue Aufgaben mit sich. „Wir arbeiten eng mit unseren Altpapier-Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass sie umweltfreundliche Standards und Menschenrechte einhalten“, erläutert Florian Schweizer. „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil des gesamten Unternehmens und ist daher auch für unseren Rohstoffeinkauf wichtig.“
Altpapiermarkt im Wandel
Der Altpapiermarkt in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Gab es in den 1990er Jahren noch deutlich mehr Altpapier als durch die Papierproduktion verbraucht wurde, herrscht heute ein Altpapierdefizit. Neue Papierhersteller sind in den europäischen Markt eingetreten, das Altpapieraufkommen wächst jedoch nicht in gleichem Maße. Da die heimischen Papiertonnen bis zum Rand gefüllt sind, fällt dies vielen Menschen gar nicht auf. „Früher war die blaue Tonne aber deutlich schwerer, denn es waren viel mehr grafische Altpapiere wie Zeitungen oder Zeitschriften enthalten“, erklärt Florian Schweizer. „Heute nimmt das Sammelaufkommen der hochwertigen Altpapierqualitäten ab, da immer mehr Menschen digitale Formate nutzen. Wir können diese Trends nicht ändern, aber hier gilt es, gemeinsam mit dem Vertrieb, der Produktentwicklung, und der Produktion entsprechende Lösungen zu finden.“
Norddeutschland als Standortvorteil
„Während die auf altpapierbasierte Papierproduktion in Deutschland rund 16 Millionen Tonnen des Rohstoffs benötigt, werden nur 13 Millionen Tonnen Altpapier gesammelt“, konkretisiert Florian Schweizer die Marktsituation. Durch den norddeutschen Standort des Unternehmens sind die Altpapiermärkte in den Niederlanden oder Dänemark attraktive Ausweichmärkte für die PKV. 90 Prozent der Altpapiermengen kommen aus einem Umkreis von 500 Kilometern.
Vorteil Teamstärke
Das Team um Florian Schweizer besteht aus sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viele haben zuvor eine kaufmännische Ausbildung gemacht, aber auch nach einem Studium mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt ist eine Tätigkeit im Einkauf möglich. Englischkenntnisse sind für die tägliche Arbeit sehr wichtig, denn die Einkäuferinnen und Einkäufer verhandeln auf Englisch und nutzen die Fremdsprache auch im administrativen Bereich. Analysefähigkeiten, um Markt- und Preisentwicklungen gut im Blick zu behalten, sind ebenso wichtig wie Verhandlungsgeschick. „Diese Kompetenzen entwickeln sich aber oft erst in der Praxis“, weiß Florian Schweizer. Das gut eingespielte Team sorgt mit dafür, dass die Produktion nie stillsteht.