Altpapier rein, neuer Faserstoff raus – willkommen in der Stoffaufbereitung
Ein Blick hinter die Kulissen – oder besser gesagt in den riesigen Mixer und die Sortieranlagen der Papierproduktion – zeigt: Um täglich rund 2.000 Tonnen Altpapier zu neuem Faserstoff zu verarbeiten, braucht es ausgeklügelte Recyclingprozesse und modernste Technik.
Große Altpapierballen, bestehend aus gepressten Mischpapieren, Verpackungen und Kartonagen, gelangen über Förderbänder in die Stoffaufbereitung der Papierproduktion. Dort werden sie in Pulpern, das sind riesige Rührbottiche, in Wasser aufgelöst.
Erstmal aussortieren
Bevor das Material verarbeitet werden kann, muss einiges aussortiert werden. „In den großen Ballen befindet sich leider nicht nur Altpapier“, erklärt Hartmut Langner, Linientechnologe der Stoffaufbereitung der Papierproduktion. Von Teppichen über Haushaltsgeräte bis hin zu Shampoo-Flaschen oder Autobatterien – im gepressten Altpapier finden sich allerlei Überraschungen, die versehentlich, aber auch durch falsche Entsorgung dort landen. „Wir wünschen uns noch mehr Aufklärung darüber, was wirklich ins Altpapier gehört. Eine achtsame Wertstofftrennung unterstützt eine nachhaltige Altpapierverarbeitung“, ergänzt Jonas Hain, Leiter der Papierproduktion.

Das Altpapier wird in mehreren Schritten sortiert, um Kunststoffe, Metallteile, Folien oder Schnüre zu entfernen. Diese Reinigung ist entscheidend für die Qualität des späteren Faserstoffs, aus dem neues Papier hergestellt wird. Neben den großen Störobjekten gibt es viele kleinere Fremdstoffe, etwa Metallriegel von Aktenordnern oder Tetra Paks. „Leere Getränkeverpackungen finden sich häufig im Altpapier“, stellt Hain fest, „sie lassen sich aber wegen ihrer Kunststoffbeschichtung nicht gut auflösen.“ In der Fachsprache heißen solche Störstoffe Rejekte. „Im Betriebsteil Papier verarbeiten wir täglich rund 2.000 Tonnen Altpapier, in dem durchschnittlich 100 Tonnen Rejekte enthalten sind“, berichtet Langner. „Mit unserer modernen Rejekt-Aufbereitungsanlage versuchen wir auch diese Stoffe noch nutzbar zu machen.“
Ab in den Mixer
Schon während der Sortierung wird das Altpapier in den großen Pulpern mit Wasser vermischt. „Man kann sich das wie einen riesigen Mixer vorstellen, der das Altpapier in 2 bis 3 Minuten zu Brei verarbeitet“, sagt Langner. „Unser Mixer hat allerdings 1.100 PS, als würden wir 1.700 Mixer gleichzeitig einsetzen.“
Die Papierstücke werden wieder in ihre Fasern zerlegt und es entsteht ein Faser-Wasser-Gemisch, die so genannte Pulpe. Die Pulpe durchläuft weitere Reinigungsschritte: Siebe und Sortieraggregate entfernen feinere Störstoffe wie Sand oder Heftklammern. Letzte Klebstoffreste und selbst kleinste Lacksplitter, die zum Beispiel von Hochglanzmagazinen stammen, werden in einem speziellen Reinigungsprozess aussortiert. Die Stoffaufbereitung der PKV ist ein hochentwickeltes Recyclingverfahren. Der dabei entstehende helle Faserstoff ist die Grundlage für neues Papier.
Wo sind all die guten Fasern hin?
Auch die Produktion merkt, dass sich die Rohstofflage grundlegend verändert, dass weniger grafische Papiere im Altpapier der Haushaltsmischware enthalten sind. „Dafür gibt es immer mehr Verpackungen und speziell beschichtete Kartonverpackungen für Lebensmittel, die uns bei der Rückgewinnung der Primärfasern vor Herausforderungen stellen“, gibt Hain zu Bedenken. „In Zukunft müssen andere Wege gefunden werden, um ausreichend Primärfasern zu gewinnen. Es gibt bereits vielversprechende Forschungsprojekte dazu.“
Die Papierproduktion schläft nie
In der Stoffaufbereitung arbeiten 50 Mitarbeitende in einem ineinander übergreifenden Fünf-Schicht-System. Viele der Beschäftigten haben eine Ausbildung zum Papiertechnologen gemacht, aber auch ein Quereinstieg aus anderen technischen Ausbildungs- und Studienbereichen ist möglich.
Die beiden Papiermaschinen der PKV laufen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. „Wir haben aber monatlich geplante Stillstände“, erklärt Langner. „Bei dieser vorbeugenden Instandhaltung werden alle Maschinen überprüft, damit es im laufenden Betrieb keine Probleme gibt.“
Mit einem geschlossenen Rohstoffkreislauf, innovativer Technik und konsequenter Ressourcenschonung setzt die PKV Maßstäbe in der papierverarbeitenden Industrie – effizient, umweltschonend und zukunftsweisend.